Interview mit Dimitris Antonopoulos

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Interview mit dem Journalisten, Restaurant- und Weinkritiker Herrn Dimitris Antonopoulos:

„Mit Aromen von Weltklasse und Restaurants, einer pulsierenden Metropole Athen, dem Charme der Pinien in der Landschaft und der Geschichte – Attika strahlt.“

1. Herr Antonopoulos, Sie haben Aromen aus der ganzen Welt gekostet. Welche davon, die Sie hier in Attika finden, sind Ihrer Meinung nach unersetzlich?

Mir fallen zwei Produkte von Weltklasse ein, die Tradition erneuern und weiterentwickeln. Der griechische Feta-Käse ist weltweit bekannt, aber Attika bringt eine der besten Varianten hervor. Nach dem Vorbild fortschrittlicher Käseherstellung weltweit, bei der ausgewählte Käsesorten durch einjährige Reifung ihren Geschmack entfalten, ist der 12 Monate gereifte Premium-Feta von Kostarelos ein außergewöhnlicher Käse mit reichhaltigem, komplexem, pfeffrigem Geschmack und einem langen, dynamischen Nachgeschmack. Seine Besonderheit liegt darin, dass er aus der Milch lokaler Schafs- und Ziegenherden aus Süd-Evia hergestellt wird und zwölf Monate lang in Buchenholzfässern reift.

Retsina ist untrennbar mit Attika verbunden, doch der „Botanic“ Retsina vom Weingut Nikolou ist wie ein Gourmet-Science-Fiction-Szenario, das glücklicherweise Wirklichkeit wurde! Es handelt sich um einen prickelnden Harzwein aus der Sorte Savvatiano, hergestellt nach der klassischen Methode aus Kampanien, der mit postmoderner Raffinesse überrascht. Sein Duft wird von ätherischen Aromen von Mastix und Kiefer getragen, dazu kommen Noten von Melone, Mango, hellfleischigen Früchten und Brotkruste. Im Mund entfaltet sich eine Geschmacksexplosion durch das sanfte Harz, begleitet von einer feinen zitronigen Bitterkeit, während die feinen Perlen den Gaumen kitzeln.

2. Welche Aromen von Attika sollte Ihrer Meinung nach jeder Besucher probieren?

Attika und Feigen gehen seit der Antike Hand in Hand – der Status der Vravrona-Markopoulo-Feigen als Produkt mit geschützter geografischer Angabe (g.g.A.) bestätigt diese geschmackliche Kontinuität. Sorten wie die schwarzen Feigen, die königlichen grünen Feigen mit besonders süßem Geschmack und die roten Markopoulo-Feigen beginnen, ihren Platz in der modernen Küche zu finden – zusätzlich zu ihrer traditionellen Verwendung, die wir alle lieben.

Goglies sind nicht sehr bekannt, aber wenn ich mir die Freiheit nehmen darf, bezeichne ich sie als die „Gnocchi von Elefsina“, die von den Arvaniten nach Attika gebracht wurden, als sie sich im Süden Griechenlands niederließen. Es handelt sich um handgemachte frische Pasta, die traditionell während der Karnevalszeit mit heißer Butter und geriebener trockener Myzithra serviert wird.

Athen als Hauptstadt hat sich zu einem Schmelztiegel und Treffpunkt verschiedenster regionaler Gastronomietraditionen entwickelt. Die Tradition der einzigartigen Wurstwaren, die die griechischen Flüchtlinge aus Kleinasien mitbrachten, lebt in der Evripidou-Straße weiter. Die Vielfalt an Pastirma und duftendem Sucuk, die in den Delikatessenläden der Gegend hängen, sind wahre Versuchungen.

Attika umfasst auch die einzigartigen Saronischen Inseln bis hin zu Kythira, von denen viele kulinarische Spezialitäten stammen. Die Pistazien von Ägina tragen zu Recht das Siegel einer geschützten Ursprungsbezeichnung (g.U.) – ihr intensiver, eleganter Geschmack und ihre Frische heben sie deutlich von anderen Pistazien ab. Neben dem puren Genuss sollte man sie unbedingt auch als köstliche Pistazienpraline oder -butter probieren. Unverkennbar ist die Finesse der Amygdalota aus Spetses und Hydra. Von der Insel Kythira kommen die unglaublichen Kritama (Meeresfenchel), in die man sich – wenn man das Glück hat, sie frisch zu finden – sofort verliebt. Hervorragend ist auch der Thymianhonig, einer der besten seiner Art, sowie die Fleur de Sel, die in den natürlichen Salzpfannen („alatares“) der Inselgesteine gewonnen wird. Dieses „attische Salz“ würzt Speisen auf einzigartige Weise – ganz wie der berühmte Ausdruck aus dem antiken Griechenland, der mit dem Witz und der Beredsamkeit der Athener und der angeborenen Höflichkeit gebildeter Menschen in Verbindung gebracht wurde.

3. Wenn Attika ein Gericht wäre – wie sähe es aus?

Die Szenerie wäre ein Strand, gesäumt von Pinien, den charakteristischen Bäumen Attikas. Das Gericht: Miesmuscheln, auf Piniennadeln im Sand angerichtet. Wenn man sie anzündet, öffnet sich die Schale durch die Hitze, während das Fleisch das Aroma des Rauchs aufnimmt – ein bohemisches und entspanntes Mahl. Alternativ wären es Goglies mit einer Feigen-Pinienkern-Sauce, reichlich Pfeffer und Butter.

4. Wie sehen Sie die gastronomische Szene Attikas mit ihrer Vielfalt – von der traditionellen Taverne bis zum preisgekrönten Restaurant?

Attika verfügt mit Athen über eine Stadt, die sich in den letzten 30 Jahren zu einer gastronomischen Metropole entwickelt hat. Das bedeutet, dass sie eine große Bandbreite kulinarischer Optionen bietet, die durch ihre Vielfalt beeindruckt. Sowohl Athener als auch Besucher der Stadt können alles genießen – von herausragenden traditionellen und modernen Tavernen bis hin zu mit Michelin-Sternen und Goldenen Kochmützen ausgezeichneten Restaurants. Darüber hinaus ist die gastronomische Landschaft Athens bemerkenswert multikulturell – sie umfasst eine breite Palette exotischer, europäischer und amerikanischer Küchen – Restaurants verschiedenster Stilrichtungen, in denen man unterschiedliche kulinarische Erlebnisse genießen kann (z. B. Weinbars, Bar-Restaurants, sogar Open-Air-Kinos mit Gourmetküche) – und natürlich zahlreiche qualitativ hochwertige Street-Food-Optionen: neben dem berühmten Souvlaki auch Burger, Pizza, Crêpes, mexikanische, arabische und indische Spezialitäten.

5. Was halten Sie von Attikas Fine Dining?

Mit 5 Michelin-Sternen, 3 Bib-Gourmand-Restaurants (hochwertige Küche zu fairem Preis), 12 weiteren Empfehlungen durch den renommierten Gastronomieführer sowie 11 Goldenen Kochmützen, 9 Top-Notch-Auszeichnungen und 8 Preisen für die griechische Küche bestätigt die Fine-Dining-Szene Attikas ihren beeindruckenden Aufschwung.

6. Wie schätzen Sie die Sicherheit in Restaurants während COVID-19 ein?

Dank der seit Jahren umgesetzten HACCP-Programme haben die Restaurants ein sicheres Umfeld für Speisen geschaffen. Durch zusätzliche Maßnahmen wie Abstandsregelungen, Maskenpflicht, regelmäßiges Händewaschen und Begrenzung der Gästezahl pro Tisch wird der Schutz vor COVID-19 erheblich verbessert.

7. Wein ist eine große Leidenschaft von Ihnen. Welche Weine spiegeln Ihrer Meinung nach am besten den Geist Attikas wider?

Die Seele Attikas ist der Savvatiano. Ich freue mich sehr, dass Winzer in den letzten 20 Jahren des kräftigen Wiederauflebens dieses Weins seinen frischen Charakter mit charmanten Aromen und fruchtiger Finesse zum Ausdruck bringen. Ein guter Savvatiano – vor allem der aus alten Reben – reift hervorragend über 4 bis 5 Jahre und liebt den Ausbau im Eichenfass, was zu komplexen Weinen führt. Besonders interessant sind die Orange Wines aus dieser emblematischen Sorte Attikas, die dem Glas eine reife Eleganz verleihen. Wahrzeichen Attikas – und Griechenlands – ist der Retsina. Nach Jahrzehnten touristischer Abwertung erlebt er nun eine Renaissance. Hergestellt aus hochwertigem Savvatiano und mit feinem Harz veredelt, verkörpert er eine moderne Interpretation eines traditionellen Weins – mit authentischem Charakter.

8. Welche Regionen in Attika würden Sie anspruchsvollen kulinarischen Reisenden empfehlen?

Eine gastronomische Reise durch Attika beginnt im Zentrum faszinierender Erlebnisse – dem sogenannten „Bauch Athens“, der Varvakeios-Markthalle. Dort, wo Händler ihre Waren lautstark anpreisen, herrscht ein kleines Chaos – frischer Fisch, Fleisch und feine Delikatessen soweit das Auge reicht. Rund um diesen Ort konzentriert sich Athens multikultureller Flair mit Läden, die Ausländer betreiben, die in der Hauptstadt leben und ihre Produkte verkaufen. Die Evripidou-Straße ist wie der Orient – voller Geschäfte mit Gewürzen, Sucuk und Pastirma. Etwas weiter unten pulsiert Monastiraki mit Leben, wo sich die Menschen zu Recht versammeln, um das köstliche Kebab zu genießen – am Geburtsort des griechischen Souvlaki. Von dort breitet sich die kulinarische Tour auf die schönen Restaurants und die vielen spannenden Delikatessen in den Stadtvierteln, in jeder Ecke Attikas und auf allen umliegenden Inseln aus.


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